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Wie alles begann !

Noch in der schlechten Zeit nach dem 2. Weltkrieg und noch vor der Währungsreform saßen im Gasthaus „Friegel“ beim Papagei ein paar Mannen bei einem Gläschen Dünnbier beisammen. Obwohl bei diesem Bier nur selten eine gehobene Stimmung zu verzeichnen war, beschloss man, nachdem man über den Karneval gesprochen hatte, auch bei uns einen Karneval vom Zaun zu brechen.

Bei der Gründung konnten 35 Mitglieder aufgenommen werden.

Bald wurde dann auch erstmals ein Hofball aufgezogen, mit Hofmarschall, Prinz und Prinzessin, Elferräte und Hofdamen, welche jedoch später aus organisatorischen Gründen nicht mehr in Erscheinung traten.

Einige der Elferräte hielten die damals üblichen Büttenreden, bei welchen besondere Vorkommnisse und eigenartige Begebenheiten der Kuchener Gemeinde glossiert wurden.

Anfangs wurde noch für jede Veranstaltung ein Motto ausgegeben. Unter anderem war auch „Warum keine Glatzkopfsteuer?“ ein solches Motto. Dies wäre heute jedoch nicht mehr ratsam, denn es bestünde durchaus die Möglichkeit, dass dieses Thema der stets finanzgeschwächte Finanzminister aufgreift.

Später kam zum Hofball noch ein bunter Abend mit verschiedenen radiobekannten Künstlern. Fernsehen gab es ja noch nicht, und die Leute waren lange nicht so verwöhnt wie heute.

Bei einem Eintrittsgeld von 2,--DM konnte man noch keine großen Sprünge machen. Dennoch konnte man eine US-Militärkapelle engagieren, deren Auftritt die Erwartungen weit übertraf. Im Gegensatz dazu wurde der Auftritt einer französischen Kapelle nicht begrüßt, da die Erinnerungen an die Kriegsgefangenschaft von Elferräten nicht vergessen werden konnte.

Nachdem auch der SC Geislingen eine Karnevalsgesellschaft gegründet hatte, wurde eine dortige Veranstaltung besucht. Eine Abordnung überreichte einen Trauerkranz für die am Sonntag erlittene Niederlage der Fußballabteilung. Von den meisten Anwesenden wurde dies als gelungene Einlage mit Beifall begrüßt, von Einzelnen wurde sie jedoch nicht verstanden.

Leider musste man auch Negatives erfahren. So wurde z.B. einem Verwandten eines Büttenredners die Wohnung von einem Gemeinderat gekündigt, weil dieser einen anderen Bürger in seinem Vortrag erwähnt hatte.

Bei der Einweihung des evangelischen Kindergartens hatte man arglos auch eine Spende beigesteuert. Diese Spende wurde postwendend zurückgeschickt, wahrscheinlich weil die Karnevalisten nicht fromm genug waren, obwohl sie genau soviel Kirchensteuer zahlten wie die anderen. Es ist auch noch kein Fall bekannt in dem die Kirchensteuer zurückgesandt wurde.

Zunächst trat der Elferrat mit bunten Capes in Erscheinung, später wurden rote Jacken angeschafft. Solche in verschiedenen Farben, je nach Verein, wurden schnell im gesamten Landesverband üblich.

Durch die Gründung des Landesverbandes wurde man mit anderen Gesellschaften bekannt und verbunden. Im Austausch wurden Programmpunkte anderer Gesellschaften ins eigene Programm aufgenommen. Vor allem nach der Gründung der Tanzgarde „Blaue Funken“ war es möglich andere Tanzgruppen namhafter Gesellschaften hier auftreten zu lassen. So tanzten auch die Deutschen- und die Europameister der Zigeunerinsel Stuttgart schon damals bei uns.

Einen besonderen Effekt brachten die Auftritte des Männerballettes „Rote Blizzer“ als etwas Neues, die immer einen Heiterkeitserfolg hervorbrachten.

Um auch den Kindern ein paar fröhliche Stunden zu bereiten beschloss man jeweils am Rosenmontag einen Kinderball in die Wege zu leiten, was großen Anklang gefunden hat.

Alles in allem kann man die Darbietungen der Gründungsjahre mit der jetzigen Zeit nicht in Relation setzen. Durch die rasche Weiterentwicklung ist da kein Vergleich mehr möglich. Aber Spaß und Freude hat es zu allen Zeiten gemacht.

 

 

 

 

Karl Noller †

Gründungsmitglied